Fagerhult, auf Deutsch „Schönholz“, war bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts noch eine Gemeindestadt, vergleichbar mit Högsby heutzutage. Die Kirche lässt noch heute erahnen, dass Fagerhult einmal eine größere Bedeutung zukam. Auf dem Kirchplatz der heute nicht mehr existierenden alten Kirche hielt der legendere Bauernführer und Widerstandskämpfer Nils Dacke seine letzte große Rede.
Auch heute ist die Geschichte Nils Dackes um Fagerhult noch lebendig. Nils Dacke war hier überall im Einsatz. Er focht gegen Gustav Vasa, besser gesagt, gegen seine Soldaten, die übrigens meist Landsknechte aus deutschen Landen waren, die, wie es im Lied so schön heißt, „bald für dies und bald für das“ fochten. Hauptsache, die Kasse stimmte und der Branntweinkrug wurde nicht leer.
Dass die Landsknechte nicht sehr motiviert waren, kann man sich vorstellen, wenn man sich einen Kampfplatz vor Augen führt, wo die Soldaten von den Bauernhorden Nils Dackes umzingelt und bis auf den letzten Mann niedergemacht worden waren, wenn sie es nicht vorzogen, mit fliegenden Fahnen zum Gegner überzulaufen.
Schaut euch nur genau um, hier sind vor vierhundert Jahren Soldaten in eine richtige Schlacht gezogen, ein Gemetzel, könnte man fast sagen, denn Nils Dacke und seine Freischärler haben den Soldaten des Königs einen Hinterhalt gelegt und mehr als tausend Mann abgemurkst“.
Man ist ergriffen. Dabei schaut die Gegend so friedlich aus – ein paar Wiesen links und rechts des Weges, ein Bach, die Bäume des ewigen Waldes, einige davon sind in jenen Tagen bestimmt kleine Bäumchen gewesen.
Da vorn, die mächtigen Eichen, die den Weg von Ringhult nach Fagerhult zieren, die zwei Mann nicht umfassen könnten, die müssen damals gerade in der Blüte ihrer Jahre gestanden sein. Wie die Soldaten, meist jüngere Bauernsöhne, die entweder von der Krone gezwungen wurden oder sich aus freien Stücken, da zu Hause das Essen nicht ausreichte, sich der rohen Soldateska angeschlossen hatten.
Ich versuche mir das so richtig vorzustellen. Wie der Trommler des Königs auf den Hof geritten kommt und zum Vater sagt, einer deiner Söhne muss dem König dienen.Wie dem Vater die Wahl schwer wird und wie die Mutter verzweifelt die Hände ringt und die Burschen versuchen, das Entsetzen, das sie ergreift, mannhaft zu verbergen.
Denn was wissen sie schon von der weiten Welt? Nichts, außer, dass dort draußen irgendwo der sichere Tod lauert. In Gustav Adolfs Armee waren 90 Prozent der Soldaten nicht in der Schlacht gefallen, sondern wurden von Hunger und heimtückischen Krankheiten hinweggerafft. Eine Einberufung war damals gleichzusetzen mit einem Todesurteil.
Die Dackefehde dauerte nicht lang, von 1542-43. Sie war gegen den Schwedenkönig Gustav Vasa gerichtet, der den Småländern verboten hatte, mit den Dänen Handel zu treiben (Schonen gehörte damals zu Dänemark). Das ist heute auch dem dort gesprochenen Dialekt anzumerken.
Småland bildete somit die Südgrenze des schwedischen Reiches. Nils Dacke hatte bald genug von den Vorschriften, speziell, da Gustav Vasa außer Verboten nichts einfiel, um das Los der Bauern zu verbessern, die durch den Handel mit den Dänen sich ihre karge Kost wenigstens ein bisschen zu verbessern versuchten. Ihre Wut ließen die Bauern zuerst und vor allem an den königstreuen Vögten und Landverwesern aus. Die ersten leichten Siege der Bauern machten Nils Dacke übermütig. 1542 überfiel er mit seinen Getreuen das Schloss Bergkvara und brannte es nieder. Nach Småland wurde auch Östergötland „befreit“. Leider verfiel Nils Dacke in die gleichen Fehler und Sitten derer, die er gerade noch bekämpft hatte. So ließ er sich auf Schloss Kronoberg nieder führte ein rechtes Lotterleben. Auch ließ er sich auf Verhandlungen mit den Abgesandten des Königs ein
Einer kurzen Blütezeit folgte das bittere Ende. Nils Dacke belagerte die königstreue Stadt Kalmar, jetzt musste Gustav Vasa sein Gesicht wahren. Am Hjortensee kam es zur Entscheidungsschlacht. Das Bauernheer wurde aufgerieben und bis auf den letzten Mann niedergemacht, Nils Dacke gefangengenommen und vor Kalmar gepfählt.
Text: Wolfgang Preuss“on“